Wissen Smartphone-Filmen: Die Krux mit der variablen Framerate

Smartphone-Filmen: Die Krux mit der variablen Framerate

Wer öfter mit dem Handy filmt, hat meist schon schon einen Workaround, doch wer mit der Smartphone-Filmerei beginnt stolpert fast hundertprozentig darüber: Die variable Framerate der aufgezeichneten Videos.

// 11:33 Mo, 5. Mär 2018von

Wer öfter mit dem Handy filmt, hat meist schon schon einen persönlichen Workaround entwickelt. Wer jedoch mit der Smartphone-Filmerei anfängt, stolpert fast hundertprozentig darüber: Die variable Framerate der aufgezeichneten Videos.




Was ist die variable Framerate (VFR)?

Wenn man es das erste mal hört, möchte man es kaum glauben. Praktisch jedes Smartphone codiert die aufgezeichneten Videos mit variabler Framerate (VFR). Im Gegensatz zu normalen Kameras, bei denen jedes Einzelbild eine konstante zeitliche Länge hat (z.b. 1/24 Sekunde bei 24p) können und werden auf vielen Smartphones (u.a. Apples iPhones oder Samsungs Top-Modelle) die einzelnen Frames eines Clips mit unterschiedlicher Länge gespeichert.



Fast jedes Smartphone speichert Videoclips mit variabler Framerate
Fast jedes Smartphone speichert Videoclips mit variabler Framerate


Spielt man diese auf dem Smartphone ab, so fällt dies bei der Wiedergabe in der Regel nicht auf, da die Smartphone-Player-Apps fast durchgehend Videoclips mit variabler Framerate wiedergeben können. Auch am PC beherrschen die meisten Player diese Eigenheit. Nicht jedoch das Gros der Schnittprogramme.




Wo ist das Problem?

Bei Interviews oder Szenen mit lippensynchronen Videoinhalten entsteht auf der Timeline oft ein Versatz in der Synchronisation, der direkt ins Auge fällt. Da die variable Framerate in solchen Clips schwankt, fällt eine manuelle Korrektur in der Regel schwer. Denn mit einem einfachen Verschieben der Audiospur ist es eben nicht getan.




Warum?


Recherchiert man die Gründe für die variable Framerate, so trifft man fast überall nur auf sehr schwammige Behauptungen. Die häufigste Begründung: Mittels variabler Framerate ließe sich Speicherplatz sparen. Wir halten dies jedoch für für einen Mythos. Denn bei modernen LongGOP IPB-Codecs kostet ein B-Frame kaum mehr Speicher als ein ausgelassener Frame, der dem nächsten folgenden Frame die Prognose erschwert und im “worst case” letztlich fast ebenso viel Speicher kosten kann wie zwei “gleichere” B-Frames.



Der in unseren Augen plausibelste Grund für VFR ist die Kompensation der fixen Blende. Da die Blende im Smartphone ja aufgrund der Optik-Konstruktion in der Regel unveränderlich fest ist, muss die Belichtung über die Belichtungszeit und den Gain geregelt werden. Tatsächlich kommt es bei der Smartphone-Automatik zu einem Mix aus diesen beiden Parametern. Wahrscheinlich weil die gleichzeitige Korrektur über beide Parameter visuell unauffälliger ist. Bei zu wenig Licht kann die Belichtungszeit dabei über die “Framegrenze” gehen und das Bild wird länger belichtet, als der Frame eigentlich dauern würde. Bei Lowlight führt dies dann gerne zu Frameraten bis zu temporären 18fps hinunter. Das entspräche 1/18s-Belichtungszeit, die bei 25 fps ja logischerweise nicht möglich wären.



Allerdings stören uns auch an dieser Erklärung zwei “Kleinigkeiten”:



Erstens kommt es mit vielen Smartphones bei zu hellen Aufnahmen trotz einer Zielframerate von beispielsweise 29,97fps auch zu noch höheren Frameraten von 30,1fps. Hierfür macht die gebotene Erklärung eigentlich keinen Sinn. Schließlich kann man in diesem Fall die Belichtungszeit ja beliebig verkürzen, ohne an die zeitlichen Framegrenzen zu stoßen.



Und zweitens lässt sich mit speziellen Applikationen wie Filmic Pro die Automatik der Smartphone-Kamera in der Regel ausschalten, was dann eine feste Belichtung und Verstärkung ermöglicht. Dennoch lässt sich auch mit diesen Einstellungen die variable Framerate nicht verhindern.






Die Lösung

Grundsätzlich gibt es zwei Lösungen. Die beste und naheliegendste: Man benutzt ein Schnittprogramm, welches mit variablen Frameraten umgehen kann. Adobe hat erst vor kurzem angekündigt, dass die neue Version von Premiere Pro CC 2018 ab sofort auch VFR nativ unterstützt. Auf dem Mac gilt dies ebenso für iMovie oder FinalCutPro X. Über weitere “Programm-Hinweise” in den Leser-Kommentaren zu diesem Artikel würden wir uns sehr freuen.



Wer kein geeignetes Schnittprogramm besitzt, muss dagegen seine Clips vor dem Schnitt mit einer festen Framerate transcodieren. Für die VFR-Wandlung hat sich in den letzten Jahren das kostenlose Handbrake einen zuverlässigen Ruf erspielt.


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